Dienstag, 31. Mai 2016
Meine lieben Kinder - Religion und Gott
Eins vorneweg - jeder muss für sich selbst herausfinden ob und woran er glaubt, ob er sich einer Religion zugehörig fühlen möchte und wenn ja welcher. Mein persönliches Fazit nach 40 Jahren Höhen und Tiefen ist folgendes.
Es gibt entweder Gott oder auch nur eine Innere Stimme - vielleicht eine Weisheit die in uns ist und auf die wir hören sollten. Manche nennen es auch das Bauchgefühl. Ich persönlich glaube an Gott denn er hat mir Dinge mitgeteilt die mir in besonders schweren Zeiten die Kraft gaben, nicht aufzugeben; auf den Sonnenschein zu warten der nach jedem Regen kommt. Es war immer richtig, darauf zu hören. Es kann auch eine Innere Stimme oder Weisheit gewesen sein, aber diese Weisheit würde ich mir selbst ehrlich gesagt nicht zutrauen - deshalb ist es für mich Gott. Das Gute ist eigentlich dass ich völlig religionslos aufgewachsen bin und somit völlig frei von Vorprägungen an dieses Thema herangegangen bin. Für mich zählt dabei allerdings hauptsächlich die Christliche Religion, denn sie umgibt mich am meisten.
Ich denke dass die Religion prinzipiell eine großartige Sache ist. Es ist die Idee, innerhalb einer Gemeinschaft Verantwortung für einander zu übernehmen - ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Es ist eine Vermittlung wichtiger Werte, die einem Menschen helfen sich im Leben zurechtzufinden. Glaubt mir, jede Kindheit ist schwer ;-) Es ist eine Lehre von der Selbstlosigkeit, von der Fürsorglichkeit, vom einander Vergeben und einander Verstehen, von der Liebe für den Menschen an sich - mit all seinen Fehlern.

Aber leider ist der Mensch eben auch nur ein Mensch - er ist fehlerbehaftet. Jeder!

Ich habe die Bibel gelesen, das alte und das neue Testament und ich gebe zu, da habe ich ein großes Opfer gebracht nur um mir ein Bild machen zu können ;-). Ich fasse mich kurz - ich war schwer enttäuscht vom Buch der Bücher - von dem was die Menschen, die sich Christen nennen und angeblich danach leben, jeden Tag aufs Neue tun.

Nehmt doch nur mal die Zehn Gebote - und dann schaut Euch um - wieviele Menschen kennt Ihr die teilweise sehr regelmäßig gegen das eine oder andere Verstoßen?

Für mich sind diese Zehn Gebote übrigens das Einzige was zu 100 % von Gott ist - wenn es ihn gibt. Denn alles Andere ist von Menschen nacherzählt und dadurch mit Fehlern behaftet. Sehr vieles ist sogar von Menschen völlig frei interpretiert worden und das - na wie sage ich das jetzt - das würden manche andere wichtige Menschen vielleicht völlig anders interpretieren.

Beim Inhalt der zehn Gebote habe ich jedoch mit meiner zugegeben lückenhaften Weltkenntnis das Gefühl, dass alle Menschen dieser Welt sie inhaltlich von ihren Eltern und Lehrern übermittelt bekommen - ob sie danach leben oder nicht.
Diese Mühe sollte sich meiner Meinung nach einmal ein abitionierter Theologe machen - er sollte die Aussagen ausfindig machen, die in allen wichtigen religiösen Schriften dieser Welt übereinstimmen. Ich bin mir ziemlich sicher, damit wäre man nah an der Wahrheit.

Jetzt möchte ich Euch noch von dem Gott erzählen den ich kennengelernt habe. Wenn es ihn gibt dann liebt er uns wie Eltern ihre Kinder. Er will nicht dass wir traurig sind und leiden, er will nicht dass wir einander wehtun oder sogar töten. Die einzige plausible Erklärung dafür dass er es zuläßt ist die, dass er uns den freien Willen gegeben hat und sich deshalb nicht in Dinge einmischt die wir tun - mit allen entsprechenden Konsequenzen. Eine andere Erklärung habe ich nicht - und es gibt eindeutig zu viel Leid auf der Welt - vor allem für Unschuldige wie Kinder.
Wenn es ihn gibt, dann ist er übrigens ein ziemlich lockerer Typ, denn er steht über den Dingen - er hat uns das Leben geschenkt um uns Freude zu machen, nicht um uns zu quälen und zu geißeln. Es geht nicht die Welt unter wenn man mal einen Sonntag nicht in die Kirche geht. Er wird uns nicht die Bibel um die Ohren hauen wenn wir sie nicht auswendig kennen. Die ganzen Benimmregeln wurden hauptsächlich von Menschen ausgedacht mit der ursprünglich guten Idee, Menschen anhand von Regeln eine Orientierung im Leben zu geben besonders in schwierigen Zeiten aber durchaus auch in guten Zeiten. Aber man darf das auch alles nicht übertreiben. Wie gesagt Gott siehts locker, genauso wie liebende Eltern.
Was ich auch noch nicht wirklich verstanden habe ist die Frage, warum es diese schrecklichen Krankheiten gibt. Es ist immer ungerecht - egal wen es trifft.
Ist es eine Prüfung des Glaubens? Nein das glaube ich nicht.
Ist es eine Konsequenz aus Fehlverhalten im vorigen Leben? Nun das wäre zumindest eine Erklärung die das Gerechtigkeitsempfinden befriedigt. Vielleicht braucht er einfach nur einen Engel und holt ihn sich? Vielleicht sind es aber auch Engel die von sich aus kommen und dieses Leid auf sich nehmen, um anderes Leid von uns abzuwenden?
Aber vielleicht gibt es doch keinen Gott und es alles so ungerecht wie es eben ist. Ich wünsche mir es gibt ihn.

Meiner Meinung nach schließt die biblische Erzählung von der Erschaffung durch Gott NICHT die Darwinschen Lehren von der Evolution aus. Denn in der Bibel steht "Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde". Das "Erschaffen" ist ein Prozeß, der weder näher beschrieben noch zeitlich eingeordnet ist. Womöglich sind wir immer noch auf dem Weg, zu seinem Bild zu werden? Manche Dinge können wir ja schon - Leben erschaffen zum Beispiel, Wunder vollbringen - Lahme gehend machen oder Blinde sehend.

Für mich schließt die Lehre des Christentums, nach dem Tod trete man vor den Schöpfer um sich zu rechtfertigen - und dieser fällt das Urteil ob wir in den Himmel oder in die Hölle kommen - auch nicht die Lehre aus dem Buddhismus aus, man würde immer wieder geboren, bis man erleuchtet ist. Oder so ähnlich. Himmel und Hölle, beides findest Du hier auf Erden. Ob Du im Himmel oder der Hölle landest, das scheint ein reiner Zufall zu sein. In welchem Land wurdest Du geboren, welche Zustände herrschen dort? Aber nicht nur das, sondern auch: in welche Familie wurdest Du geboren? Wie wirst Du behandelt als unschuldiges, hilfloses Kind? Und welche Chancen werden Dir gegeben? Also Himmel und Hölle - darüber entscheidet lediglich der Zufall, in welchem mütterlichen Bauch auf dieser Welt Du ins Leben startest. Ist dieser Bauch vielleicht das Ergebnis Deiner Rechtfertigung vor dem Schöpfer im letzten Leben? Hast Du Dir vielleicht sogar nach Deinem letzten Tod von einer höheren Bewusstseinsebene diesen Bauch für Dein nächstes Leben ausgewählt?

Jesus - es gab ihn bestimmt - aber meiner Ansicht nach wird seine Bedeutung mißverstanden. Er wird Gott gleichgesetzt aber das ist nicht ganz korrekt. Denn Jesus steht nicht für Gott, er steht für den Menschen. Er ist ein Kind Gottes - wie wir alle. Er hat und macht Fehler - wie wir Menschen, er vollbringt Wunder - wie wir Menschen, er zweifelt - wie wir Menschen, aber er möchte glauben - wie wir Menschen.

Liebe Kinder, das ist meine Sicht und ich bin biblisch / theologisch quasi ungebildet. Ich bin sehr gespannt darauf, wie Ihr das einmal sehen werdet. Bis jetzt sage ich Euch immer nur ihr sollt es selbst herausfinden - und die Beweislage ist nicht eindeutig ;-)

Ich liebe Euch wie verrückt

Eure Mama

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